Umzug für den neuen Job - Wann lohnt sich ein Ortswechsel wirklich?
Leider findet sich der Traumjob nur in den seltensten Fällen vor der Haustüre. Wer einen guten Job in direkter Wohnumgebung hat, gibt diesen nur ungern auf. Das ist absolut verständlich, angenehmer kann man es ja kaum haben. Doch was, wenn der bisherige Job einen nicht mehr zufriedenstellt und ein attraktives Jobangebot in einer anderen Stadt auf Sie wartet? Für wen und unter welchen Bedingungen lohnt sich ein Umzug für einen neuen Job?
Für wen lohnt sich ein Ortswechsel für den neuen Job?
Flexibilität ist eine von vielen Eigenschaften, die häufig von Arbeitsgebern in ihren Stellenausschreibungen gefordert werden. Damit kann Verschiedenstes gemeint sein, oft spielt jedoch auch die örtliche Flexibilität eine Rolle. Arbeitgeber sehen es gern, wenn ihre Angestellten bereit sind, für den Beruf mobil zu sein.
Ein Jobangebot, welches mit einem Umzug verbunden ist, kann durchaus verlockend sein, wenn es einen Schritt weiter nach oben auf der Karriereleiter bedeutet. Allerdings sind der berufliche Aufstieg und die Bezahlung nicht alles, was zählt. Besonders wichtig bei der Entscheidung für oder gegen den Umzug aufgrund eines neuen Jobs ist vor allem, wie sich der Ortswechsel auf Ihr Privatleben auswirken könnte.
Der Schritt, seinen Wohnort für den Beruf zu wechseln, fällt umso leichter, je weiter Sie am Beginn Ihrer beruflichen und auch privaten Laufbahn stehen. Für Berufseinsteiger, frische Absolventen oder fertige Azubis also, kann sich Flexibilität in Sachen Wohnort durchaus lohnen, oft ist diese mit schnelleren Einkommenssteigerungen verbunden. Auch können sich Berufseinsteiger mit ihrer Mobilität und Flexibilität rasch im Job hocharbeiten und lange von ihrer Bereitschaft profitieren. Für alle, die bereits einige Schritte weiter auf ihrem beruflichen und vor allem privaten Weg sind, ist die Mobilität im Job jedoch weitaus schwieriger zu realisieren. Sobald eine Wohnung oder gar ein Haus, eine Familie und Kinder im Spiel sind, wird die Umzugsfrage auf ein ganz neues Level gehoben, auf eines, auf dem die Entscheidung wirklich wohl überlegt sein sollte.
Risiken und Chancen des neuen Jobs
Vor allem die privaten Gegebenheiten sind es, sie oft gegen einen Umzug sprechen - die Familie, die Freunde, das Haus, die Kinder und deren Schulfreunde. Sein komplettes Leben umzulagern ist kein leichter Schritt. Doch nicht nur die gemeinsame Entscheidung und das Umsiedeln mit der Familie ist schwer, auch alleine als Single ist es alles andere als einfach, sich von seinen bisherigen Lebensumständen zu trennen. Schließlich haben Sie keine Familie, die Ihnen den sozialen Neuanfang erleichtert, keine vertrauten Personen um sich herum. Sie müssen sich allein an die neue Umgebung gewöhnen und die Menschen sowie deren Mundart, die Kultur, den Verkehr, die typischen lokalen Veranstaltungen und alles, was das Leben bewegt, kennenlernen. Es wird einige Zeit dauern, bis Sie sich soweit an die neue Umgebung gewöhnt haben, um an Ihre alte Lebensqualität anzuknüpfen. Arbeitnehmer, die aufgrund des Jobs umgezogen sind, sind sich einig darüber, dass die ersten sechs Monate am neuen Wohnort die schwierigsten und mit sehr vielen Zweifeln verbunden sind. Sie sind alleine am neuen Ort. Alles, was Sie erst einmal haben, sind Ihre neuen Kollegen.
Selbstverständlich gibt es aber auch Gründe, die für den Umzug sprechen: Eine Erhöhung des Gehaltes ist ganz klar ein Punkt, der für den Ortswechsel aufgrund des Jobs spricht. Viel wichtiger als nur das Gehalt ist allerdings, dass Ihnen im neuen Job auch zukünftig Perspektiven geboten werden. Nur so sind Sie auch langfristig mit Ihrer Entscheidung zufrieden oder können zumindest auf dieser aufbauen.
Worauf ist bei einem Umzug für den Job zu achten?
Bevor Sie sich überhaupt weiter mit dem Thema Ortswechsel beschäftigen, sollten Sie sich zunächst einmal im Klaren darüber sein, ob der potentiell neue Job den Aufwand des Umzugs überhaupt wert wäre. Informieren Sie sich deswegen direkt zu Beginn der Umzugsdebatte ausreichend über die neue Stelle. Wichtige, zu klärende Punkte, die maßgeblich Ihre Zukunft beeinflussen könnten, wären beispielsweise:
- Haben Sie Kontakt zu Mitarbeitern im neuen Unternehmen, die ihre Erfahrungen teilen könnten?
- Aus welchem Grund haben Sie bei Ihrem bisherigen Arbeitgeber gekündigt bzw. warum wurden Sie entlassen? Könnte Ihnen dies auch beim neuen Unternehmen passieren?
- Wechseln die Mitarbeiter im neuen Unternehmen häufig?
- Wie regelmäßig wurde Ihre neue Position in der Vergangenheit neu besetzt?
- Seit wann arbeitet Ihr zukünftiger Vorgesetzter bei dem Unternehmen bzw. wie war sein Werdegang innerhalb der Firma?
- Haben Sie beim neuen Arbeitgeber besserer Perspektiven und Aufstiegschancen als beim alten?
- Können Sie sich vorstellen, den neuen Job viele weitere Jahre lang auszuüben?
Den Anschluss in einer neuen Umgebung finden
Vor allem für alle Singles ist es extrem wichtig, schnellstmöglich Anschluss am neuen Wohnort zu finden. Mit anderen und vor allem ortskundigen Menschen an der Seite ist die Eingewöhnung um ein Vielfaches einfacher. Schnell werden Sie Ihr neues Lieblingsrestaurant, eine nette Bar, ein gutes Fitnessstudio oder eine schöne Laufstrecke gefunden haben. Je nachdem, wie leicht es Ihnen fällt, mit Menschen in Kontakt zu treten, kann das Knüpfen neuer Kontakte auch eine großartige Möglichkeit sein, Ihr soziales Umfeld zu erweitern. Sie könnten die neuen Bekanntschaften doch auch in ihren bisherigen Freundeskreis integrieren.
Andersfalls ist es für eher introvertierte Menschen jedoch umso schwieriger, neue Bekanntschaften zu machen. Am besten kann das über den neuen Kollegenkreis oder durch sportliche Aktivitäten beispielsweise in einem Verein, einer Laufgruppe oder ähnliches geschehen.
Kosten des Umzugs
Neben all den Abwägungen, den Vorbereitungen und vor allem dem organisatorischen Stress, bringt ein Umzug vor allem eines mit sich: Immense Kosten, die häufig unterschätzt werden. Da wären nicht nur die Fahrten für die Wohnungssuche und das Besuchen der Familie sowie dem Freundeskreis am alten Wohnort, auch Umzugsunternehmen und doppelte Mietzahlungen schlagen ordentlich zu Buche und können den ursprünglich kalkulierten Rahmen schnell sprengen. Super ist es da natürlich, wenn der neue Arbeitgeber mithilft. Fakt ist jedoch: Arbeitgeber müssen sich nicht an den Kosten für einen jobbedingten Umzug beteiligen. Allerdings haben vor allem große Konzerne häufig Kooperationen mit Speditionen, was finanzielle Zuschüsse oder Vergünstigungen für Arbeitnehmer bedeutet. Auch kann es durchaus möglich sein, dass Arbeitgeber zum Beispiel Maklerkosten übernehmen oder gar ein Hotel am neuen Wohnort spendieren, solange die Wohnungssuche läuft.
Umzugskosten sind Verhandlungssache
Letztendlich erfordert ist die Sache mit der Beteilung an den Umzugskosten vor allem eines: Verhandlungsgeschick! Sollten Sie Ihren neuen Arbeitgeber von sich überzeugt haben, wird dieser auch bereit sein, Sie zu unterstützen. Wichtig ist jedoch, dass Sie dies bereits im Vorfeld klären. Ist ein Umzug für den neuen Job nötig, fragen Sie am besten direkt beim Bewerbungsgespräch vorsichtig nach, mit welcher Unterstützung Sie seitens der Firma rechnen dürfen.
Dazu ist zu sagen, dass Arbeitgeber für Fach- und Führungskräfte meist häufiger gewillt sind, Investitionen zu tätigen und das eben nicht nur in Sachen Gehalt. Oft haben hoch qualifizierte und erfahrene Kräfte einen entscheidenden Vorteil gegenüber beispielsweise Berufs- oder Quereinsteigern, die dem Unternehmen noch keinen merklichen Mehrwert versprechen können. Allerdings können auch Neulinge im neuen Job mit der richtigen Argumentation punkten. Ein Umzug ist schließlich mit jeder Menge Stress verbunden, wodurch Konzentration und Leistung im Job durchaus in Mitleidenschaft gezogen werden können. Dem kann allerdings entgegengewirkt werden, wenn man den Umzug nicht alleine stemmen muss. Mit diesem Argument ist Ihnen die Hilfe des neuen Unternehmens zwar keinesfalls sicher, aber immerhin haben Sie Ihren Standpunkt einmal klargestellt und Schlagfertigkeit bewiesen.
Staatliche Unterstützung bei berufsbedingtem Umzug
Keine Sorge, Sie sind, was die Umzugskosten betrifft, nicht komplett auf sich allein gestellt - auch, sollte der künftige Arbeitgeber keinerlei Unterstützung zusichern. Denn ebenso lassen sich durch staatliche Zuschüsse die Kosten reduzieren. Sie können die Umzugskosten nämlich steuerlich als berufliche Ausgaben und somit Werbungskosten absetzen. Die Absetzung als Werbungskosten kann entweder über Pauschalbeträge oder aber die individuelle Anrechnung der einzelnen Rechnungen erfolgen. Letztere ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Umzugskosten die Pauschalbeträge überschreiten. Zu den Kosten, die Sie absetzen können, zählen teilweise oder gar komplett Transportkosten für Umzugsunternehmen oder Mietwagen, doppelte Mietzahlungen, Fahrt- und Verpflegungskosten für Wohnungsbesichtigungen, Maklergebühren für Mietwohnungen sowie Unterrichtskosten für Kinder.
Wichtig bei der steuerlichen Erfassung der Umzugskosten ist jedoch, dass nur der Betrag geltend gemacht werden darf, den Sie auch tatsächlich selbst aufgebracht haben. Sollte sich der neue Arbeitgeber demnach teilweise an den Kosten des Umzugs beteiligen, so darf dieser Teil der Kosten nicht geltend gemacht werden.
Umziehen oder Pendeln?
Viele Arbeitnehmer sind nicht bereit, für den Job umzuziehen, sie nehmen stattdessen lieber einen längeren Fahrtweg auf sich. Bis zu einer Stunde sind die meisten Arbeitnehmer bereit, zu ihrer Arbeitsstätte zu pendeln. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie familiär an ihren derzeitigen Wohnort gebunden sind oder aber das neue Unternehmen in einem Ballungszentrum mit sehr hohen Mieten ansässig ist. Beides sind tatsächlich Gründe, die für das Pendeln sprechen. Allerdings können das Pendeln, der damit einhergehende Stress und weniger Freizeit auf Dauer erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Karriere haben.
Die Entscheidung zwischen Umzug und Pendeln ist keine leichte. Zu empfehlen wäre, hier das Für und Wider aufzuschreiben, ganz klassisch. Überwiegen die beruflichen Chancen die hohen Kosten und die immateriellen Kompromisse, kann sich ein berufsbedingter Umzug in eine neue Umgebung durchaus für Sie lohnen. Letztlich ist und bleibt es aber auch ein ganz persönliche Frage des Empfindens.
Was muss vor dem Umzug geklärt werden?
Trotz all des Abwägens ist der Schritt des Ortswechsels aufgrund eines neuen Berufs in vielen Fällen vor allem eine Bauchentscheidung. Sie müssen sich mit Ihrer Entscheidung wohlfühlen und hinter dieser stehen. Um Ihnen hier ein wenig Hilfestellung zu leisten, denken Sie über die folgenden Fragen nach, sollte ein berufsbedingter Ortswechsel für Sie eine Möglichkeit darstellen:
- Wird mir der neue Job wirklich gefallen?
- Werden mir im neuen Job Zukunftsperspektiven und Aufstiegschancen geboten?
- Kann ich mich in der neuen Position weiterentwickeln und fachlich entfalten?
- Kann ich mich mit der Unternehmensphilosophie identifizieren? Wo werde ich wohnen?
- Wer wird für die Kosten des Umzugs aufkommen?
- Welche Lebenshaltungskosten erwarten mich in der neuen Umgebung, wie hoch sind Mieten und Co?
- Was hat die neue Umgebung unabhängig von der Arbeit zu bieten? Passt die neue Umgebung zu mir und meiner Familie?
- Unterstützt mich meine Familie? Wo können meine Kinder zur Schule gehen? Wo wird mein/e Partner/in arbeiten?
- Fällt es mir leicht, neue Leute kennenzulernen? Wie werde ich es anstellen, Anschluss zu finden?
- Überwiegen die Vorteile des Ortswechsels den Nachteilen?
- Glaube ich fest daran, dass ich mit dem Ortswechsel und dem neuen Job zufrieden sein kann?
- Wie sieht mein Plan B aus, sollte es sich beruflich wider Erwarten nicht so entwickeln wie gehofft?
Sollten Sie sich doch gegen den Umzug entscheiden und stattdessen einen neuen Job in ihrer jetzigen Umgebung suchen wollen, stöbern Sie doch gerne direkt in unserem Jobportal. Sicher ist hier etwas für Sie dabei!